Überlegungen für die Dekolonialisierung wissenschaftlicher Bibliotheken in Europa

Autor/innen

  • Nora Schmidt

DOI:

https://doi.org/10.25365/yis-2021-6-1

Schlagworte:

Wissenschaftliche Bibliotheken, Dekolonialisierung, Szientometrie, Bibliotheksbestand, Berufsethik, Neutralität

Abstract

Zielsetzung — Der Artikel fasst die Argumentation meiner Dissertation zusammen. Darin wird untersucht, wie die Arbeit mit wissenschaftlichen Publikationen in Bibliotheken und bei Informationsdienstleistern daran mitwirkt, Beiträge zum Wissenschaftssystem aus dem »Globalen Norden« zu privilegieren. Die dadurch reproduzierte soziale Ungerechtigkeit kann als »Kolonialität« bezeichnet werden. Schließlich stellt der Artikel Optionen vor, wie Bibliotheken ihre eigene Dekolonialisierung in die Wege leiten können.

Forschungsmethoden: Die Zusammenfassung ist rein argumentativ und bezieht sich nur implizit auf die vielfältigen empirischen Studien der Dissertation.

Ergebnisse: Ergebnisse — Die Durchlässigkeit für wissenschaftliche Kommunikationsmedien aus dem »Globalen Süden« wird als zentrale Weiche für Kolonialität erkannt, insbesondere die Abtrennung der Regionalwissenschaften von den Kerndisziplinen, die Inklusionskriterien von bibliographischen Datenbanken und Paketprodukten von Informationsdienstleistern, Szientometrie und die damit verbundene Quantifizierung von wissenschaftlicher Kommunikation, die Kommerzialisierung von Open Access und die Orientierung von Bestandsentwicklung am »Bedarf«.

Schlussfolgerungen — Neutralität als einer der Kerne bibliothekarischer Berufsethik sollte in Europa als kulturell demütige Neutralität rekonzeptualisiert werden, um Kolonialität entgegen zu treten, die eigene privilegierte Position zu reflektieren und einen erhöhten Aufwand zu akzeptieren. Dies führt zwar zu mehr Komplexität im Wissenschaftssystem, bietet aber die Chance auf produktive Irritation und Anreize für Kooperation.

Downloads

Veröffentlicht

2021-04-28

Ausgabe

Rubrik

Artikel