Verständlichkeit politischer Sprache in Österreich
DOI:
https://doi.org/10.25365/yis-2020-5-1Schlagworte:
Textverständlichkeit, Verständlichkeitsforschung, Readability, politische Kommunikation, PolitikerspracheAbstract
Zielsetzung – Der Artikel soll einen ersten Einblick in die Verständlichkeit der politischen Kommunikation in Österreich geben. Dazu werden schriftlich verfasste Textbotschaften der Textsorten ›Parteiprogramm‹, ›Webseiten‹ und ›Social-Media-Beiträge‹ von allen österreichischen Parlamentsparteien zu den Themen ›Bildung‹, ›Umwelt‹ und ›Migration‹ analysiert.
Forschungsmethode – Zur Bestimmung bzw. Quantifizierung von ›Verständlichkeit‹ wird der Ansatz der Lesbarkeitsforschung gewählt, ein empirisch-induktiver Ansatz, der sich auf Parameter der Textoberfläche beschränkt. Konkret wurde der Hohenheimer Verständlichkeitsindex (HIX, mit dem Wertebereich von 0, sehr geringe, bis 20, sehr hohe Textverständlichkeit) beziehungsweise ›TextLab‹, seine softwaretechnische Umsetzung, zur Bewertung herangezogen. Dabei werden die durchschnittliche Satzlänge in Wörtern, die durchschnittliche Satzteillänge in Wörtern, die durchschnittliche Wortlänge in Buchstaben sowie der Anteil der Wörter mit mehr als sechs Buchstaben, der Anteil der Satzteile mit mehr als 12 Wörtern und der Anteil der Sätze mit mehr als 20 Wörtern berücksichtigt.
Ergebnisse – Erwartungsgemäß unterscheiden sich die Verständlichkeitswerte der Textsorten überaus signifikant mit einem durchschnittlichen HIX-Wert von unter 5 bei den Parteiprogrammen, circa 10 bei den Webseiten und knapp unter 16 bei den Social-Media-Beiträgen. Bei Betrachtung der Themenbereiche liegt ›Bildung‹ nur geringfügig unterhalb der Verständlichkeitswerte von ›Umwelt‹. Das Thema ›Migration‹ zeigt dagegen deutlich geringere HIX-Werte. Bei den Parteien zeigt sich – abhängig von der Textsorte – eine klare Differenzierung. Die erwartete Korrelation der Verständlichkeitswerte mit der Populismusneigung bzw. einem Links-Rechts-Schema wurde jedoch nicht bestätigt.
Schlussfolgerungen – Die mit Lesbarkeitsparametern statistisch erfassten Verständlichkeitsmuster der Parteien zeigen keine Übereinstimmung mit dem vor allem in den USA gut belegten Zusammenhang zwischen ›integrativer Komplexität‹ (d.h., die im Text abgebildete Fähigkeit oder Bereitschaft unterschiedliche Standpunkte abzuwägen und zu versöhnen) der Politiker-Sprache und einer Links-Rechts-Einstufung der Parteien.
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